24 September 2008

6. Die Tage dazwischen

So da hocke ich nun mit meinen Gedanken.
Will ich das alles wirklich?
Was für eine Frage, wird sich jeder Außenstehende fragen und dabei die Augen verdrehen.
Wer will denn nicht schlank sein? Gesund sein? Schmerzfrei werden? Aktiv sein Leben leben?
Die Antwort ist wohl: Alle die, die es nicht tun!
Klingt ja recht läpsch - ist es aber nicht.

Mir jedenfalls wird fast schlecht von der Schnelligkeit mit der sich die Gedanken in meinem Kopf drehen.
Was ist wenn ich meine eigenen Erwartungen und die des Coachs, und die von Markus nicht erfülle?
Kann ich abnehmen?
Selbst der ein oder andere Arzt hat mir die Hoffnung genommen jemals abnehmen zu können.
Eine Fachärztin hat mir vor gar nicht so langer Zeit gesagt, dass ich mit meiner Stoffwechsellage in Verbindung mit meiner Erkrankung nur abnehmen kann, wenn ich täglich nicht mehr als 800 kcal zu mir nehme. Dauerhaft!
Das schaff ich nicht!
Das will ich auch nicht! Niemals! Auf keinen Fall!
Was ist wenn er (Der Coach) mit irgendeinem Diätpülverchen um die Ecke rückt und mein ganzer guter Eindruck mich getäuscht hat?
Was ist, wenn er nur deshalb mit mir arbeiten will, weil er grad ne Auftragsflaute hat?
Oder aus Mitleid. Er mich nicht respektiert, sondern nur einen "Fall" in mir sieht?
Weil ich ihm in seiner "Fallsammlung" noch fehle?
Was ist wenn er sich denkt: "Hoffentlich sagt sie ab? Das ist mir zu heftig?"

Stopp!

Ich muss ihn fragen, ob er sich auch gut vorstellen kann mit mir zu arbeiten!
Ich zwinge mich, diese bescheuerten Gedanken auf der Stelle zu beenden.
Das ist doch ein altbekannter Film von mir! Den will ich jetzt nicht gucken!
Ich frage ihn und gut ist's!

Klingt leicht - ist es aber nicht. Das Kopfkino ist ziemlich penetrant. Ich schalte es aus, in dem ich schlafe.
Ich träume unruhig, wache ständig auf.
Die mögliche Veränderung die auf mich zukommen wird, wenn ich zu mir ja sage und seine 3 Fragen bejahe, ist sehr groß.
Hat gravierenden Einfluss auf mein Leben.
Eigentlich geht es mir doch gar nicht schlecht? Ich habe einen Mann den ich über alles liebe.
Der Mich liebt, wie mich noch nie jemand zuvor geliebt hat. Ich habe ein zu Hause in dem ich mich wohl fühle.
Einen Job der mir Spaß macht und mich fordert. Ein Gehalt von dem ich leben kann.
Freunde. Tolle Freunde!
Eine Familie in der ich mich oft gefangen fühle, aber die da ist....
Und ich habe mich.
Ich bin liebenswert. Ja ich mag mich gerne. Ich bin nicht dumm, bin warmherzig, habe ein schönes Lächeln, schöne Augen, überhaupt gefällt mir mein Gesicht. Ich wertschätze andere Menschen, leiste gute Arbeit, interessiere mich für vieles, bin gerne bei meinen Freunden und Kollegen gesehen, kann über Gefühle reden, verliere aber selten den Kopf.
Gefällt mir!
Ja und ich bin dick! Sehr dick und unbeweglich. Ich bin behindert! So fühle ich mich. Schwerst behindert.
Aber nur, wenn ich mir meinen Zustand eingestehe.
Die meiste Zeit bescheiße ich mich selber. Mit Vermeidungsstrategien. Ich tue so sehr viele Dinge nicht, rede mir ein, ich mache sie nicht gerne, so dass ich mir selber Glauben schenke.
Andere tun das sowieso. Selbst mein Mann durchblickt diese Strategie oft nicht.
Man ist das traurig. Ich bin Profi. Im Selbstbeschiss!
Was mache ich da nur mit mir selber?
Und will ich das alles aufgeben?
Meinen Schutzwall? Meine Behinderung? Für jeden ersichtlich?
Will ich raus aus der Schonhaltung? Will ich so was wie wirkliche Anstrengung noch mal erleben? Körperliche Erschöpfung? Schweiß?
Traue ich mich noch mal Misserfolge auf der Waage zu erleben? Mich selber zu enttäuschen wenn ich aus meinem neuen Lebensplan gerate?
Hatte ich all dem nicht schon vor Jahren abgeschworen?
Ist das alles nicht legitim, wenn sogar lt. Ärzten quasi alles zu spät ist, mit den Bemühungen aufzuhören?
Mein Schicksal zu akzeptieren? Mein Leben zu genießen so wie ich es kann?
Ist es so schlimm, im Urlaub mit der Bergbahn auf den Berg zu fahren, und nicht hoch oder runter zu wandern?
Was ist schon Wiesenduft und eine Kuh auf dem Weg? Kann ich auch von oben sehen.
Und ich weiß ja wie eine Wiese riecht - oder? Hm gute Frage.
Ist es wirklich so schlimm, dass ich mir meinen Traum - einen Fahrradurlaub nicht erfüllen kann?
Ich kann ja anders Urlaub machen. Im Auto sieht man auch viel. Und wenn man das Fenster öffnet, riecht man auch was wenn man Glück hat....
Mannomann.
Was für ein Chaos.
Mir ist zum heulen!

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