03 Oktober 2008

9. Bestandsaufnahme

Wieder klingelt es an meiner Tür.
Auch wenn ich nicht wüsste, wieviel Uhr es ist, und dass wir jetzt unseren Termin haben, wüßte ich, dass er es ist.
Seine schweren Schritte hallen durch den Hausflur.
Meine neue Bekanntschaft, die Nervosität stellt sich neben mich.
Ich stöhne innerlich auf - na gut, dann komm halt mit :-)

Wieder geht es in die Küche.
Er stellt mir viele Fragen. Fragen, die ich gerne offen und ehrlich beantworte.
Wenn ich hier so sitze und überlege, fallen mir gar nicht mehr so viele ein.
Es geht um meine Familie, wer gehört dazu. Es geht um mich, mein Gewicht, meine "Diätkarriere". Meine verschiedenen Gewichtsstände zu verschiedenen Zeiten.
Es geht um meine Krankheiten, meine Medikamente, die ich nehme.
Er fragt mich nach Lebensabschnitten. An was ich mich erinnern kann. Nach meiner Schullaufbahn und Ausbildung. Wie es mir zu den verschiedenen Zeiten ging.
Er fragt nach wichtigen Männern in meinem Leben. Nach Beziehungen.
Und zu meiner momentanen Lebenssituation.
Er fragt mich nach meinen Einschätzungen. Wie gesund oder ungesund schätze ich meine Ernährung ein?
Wie ernähre ich mich im Augenblick? Ich fange an zu erzählen, und finde es unglaublich peinlich. Auch ein neues Gefühl! Warum es mir peinlich ist, kann ich nicht beantworten.
Es folgen einige persönliche Fragen.
Es gibt eine Stelle an der ich mich frage was ich nun am besten tue.
Ich beantworte alle Fragen offen und ehrlich. Es fällt mir leicht, Teile meines Lebens preiszugeben in diesem Küchengespräch.
Und doch gibt es da etwas, was ich nicht sage, weil ich nicht danach gefragt werde.
Ich halte es für eine wichtige Information.
Sie ist aber auch sehr persönlich.
Wieder denke ich an andere. In diesem Fall an meinen Coach.
Will er diese Information jetzt schon haben? Wir "kennen" uns gerade 2 Stunden.
Aber wann soll ich sie sonst geben?
Im 5. Treffen? Im 10.? Und bis dahin Fragen so beantworten, daß ich diesen Teil meiens Lebens ausklammere?
Ich entscheide mich dafür ihn zu informieren, über das was mir gerade wichtig erscheint. Sachlich, möglichst distanziert zu mir selber.
Er nimmt sie genauso sachlich auf. Ich bin ihm dankbar.
Für diesen Moment.
Für seine Sensibiltät an dieser Stelle so zu reagieren, daß es für uns beide erträglich ist.

Später erhalte ich die Aufgabe verschiedenen Personen spontan Eigenschaften zuzuschreiben, auch mir selbst. Das fällt mir schwer.
Wer bin ich eigentlich? Wie bin ich?
Ich komme mit sehr gegensätzlich vor. Was davon will ich eigentlich sein?
Und was davon bin, ich weil andere es erwarten?
Diese Frage stelle ich mir - von nun an häufiger.

Es war ein guter erster Termin.Gefallen haben mir verschiedene Ansatzpunkte, Denkweisen, und Methoden.
Danke!

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